Geniale Ideen sind einfach und kommen aus der Seele: Das ist das Fischer-Gesetz. Anstand zählt, Betrüger werden nie wirklich Großes erreichen: So lautet Paragraph 2. Nur „aus Anstand“ ersann Artur Fischer seine bekannteste Erfindung – den Fischerdübel S. Inzwischen eine Weltmarke und millionenfach kopiert. Doch begonnen hat alles Anfang der 1950-er Jahre mit Feueranzündern.
Mit 360 Mark Startkapital gründete Fischer in den 1950er-Jahren sein Unternehmen – noch als Ein-Mann-Betrieb. Dann kamen Feinmechanik, Blitzlichter, eine Hand voll Angestellte dazu – und ein Vertreter: der Herr Kettner. Dieser verkaufte Haltesysteme für Außenfassaden, die Fischer im Auftrag produzierte. Doch der Absatz lief schlecht, das Material verwitterte zu schnell. „Jeden Samstag kam Herr Kettner mit traurigen Augen und bat: ‚Machen Sie mir doch einen anderen Dübel, einen kleineren, einen dünneren.'“ Eines Tages wollte der Vertreter sogar kündigen, weil er nichts zu verkaufen hatte. „Das wollte ich aber nicht, denn er war ein anständiger Kerl.“
Also setzte sich Artur Fischer am Samstagmittag hin und konstruierte seinen berühmten Dübel. Er drehte Nylonmaterial rund und ein Loch für die Schraube hinein, feilte Zähne an und schlitzte das Ende. Mit dem Handschlaggerät setzte der gelernte Schlosser ein Loch in die Betonmauer an den Mülltonnen, schob den Dübel ein und zog eine Holzschraube an. Auch mit langen Hebeln bekam Fischer den Dübel nicht mehr aus der Wand. „Ich wusste schon von Anfang an, wie das Ding aussehen muss – ganz einfach. Ein Dübel, der das Maul aufmacht, wie ein Löwe. Mir war sofort klar: Das wird ein Erfolg.“ Auch Herr Kettner war froh. Statt 30 Dübel pro Woche verkaufte er nun 10.000.
Artur Fischer: „Mein Leben bedeutet Suchen, Forschen und Erfinden. Wenn aus einer Idee Wirklichkeit wird, ist das immer ein tolles Erlebnis – wie eine Hochzeit.“
Mehr als tausend Patente später ist Artur Fischer immer noch überzeugt, dass die einfachen Ideen die Besten sind. Sein wichtigster Marketing-Grundsatz: „Was man herstellt, muss anderen dienen. Umsatz kommt erst viel später.“
Doch auf Erfolg wollte sich der Senior nie ausruhen. Geld ist nicht sein Antrieb: „Ich habe zu diesen Zahlen nicht das geringste Verhältnis. Sie können einen Betrieb nicht mit Zahlen leiten, Sie müssen ihn mit dem Herzen führen. Für mich war die Qualität eines Menschen nie davon abhängig, wie viel er umsetzt und mit welchen Zahlen er umgeht.“
Stattdessen folgte Fischer seinem Herzen und erfüllte sich einen Kindheitstraum: Einen Baukasten für Sechs- bis Zwölfjährige, der ganz ohne Schrauben auskommt. Bereits mit zehn Jahren wünschte er sich einen Märklin-Bausatz für 4,95 Mark. Doch das konnten sich seine Eltern eigentlich nicht leisten. Schließlich lag er doch unter dem Weihnachtsbaum und machte den kleinen Artur glücklich. Aber schon damals entdeckte er das Problem, welches er später löste: die Schrauben. „Die Muttern drehten sich teilweise mit. Das hat die Fingerchen zerkratzt und an den Kuppen wehgetan“, erinnert sich der pensionierte Tüftler. „Alles im Leben hat seinen Grund. Ohne dieses Weihnachtserlebnis würde es die Fischer-Baukästen nicht geben.“
Am 27. Januar 2016 ist Artur Fischer im Alter von 96 Jahren verstorben. Das kurze Porträt über den „Herren der Patente“ erschien 2006 im „ASTRA TECH DENTAL MAGAZIN“ (Magazin der Astra Technik Dental, die seit 2013 gemeinsam mit DENTSPLY Friadent unter DENTSPLY Implants firmiert).