Schon wieder eine Sitzung, schon wieder Kekse. Aus Langeweile wird zugegriffen. Oder weil das Frühstück dem Stress zum Opfer fiel – und auch das Mittagessen auszufallen droht. Stattdessen noch ein labbriges Wurstbrötchen reingeschoben. Dabei geht es durchaus anders, weiß der Leipziger Ernährungsberater und Sportler Johannes Hunger.

Frisches Gemüse - empfohlen von Cathrin Günzel

Frisches Gemüse schmeckt auch beim Meeting.

Brot sparen: „In Business Meetings kohlenhydratlastige Snacks zu servieren ist ein typischer Fehler“, erklärt Johannes Hunger – Ernährungsberatung sächsische Olympiastützpunkte und Landesgymnasium für Sport Leipzig. „Meist stehen Kekse auf dem Tisch oder es gibt Kanapees.“ Einer der Gründe: Für Caterer seien derartige Imbisshäppchen am einfachsten umzusetzen. „Kekse lassen sich gut lagern, belegte Brötchen als Sättigung sind recht günstig und Brot ist ebenfalls recht gut lagerfähig“, so Hunger.

Wer sich mit der Verpflegung etwas Mühe gibt und auf Gesundes setzt, holt mehr aus einem Meeting heraus. Denn mit gesunden Snacks bleibt der Geist wacher.

„Eiweißträger wie Fisch, Fleisch und Milchprodukte dagegen sind Achillesfersen in der Küche – sie haben eine kürzere Mindesthaltbarkeit, sind schlechter lagerfähig und preisintensiver.“ Selbst auf einem hochwertigen Buffet habe er schon Brotsalat stehen sehen – dabei sei es besser, Brot sparsam einzusetzen. „Kohlenhydrate müssen ja nicht komplett verbannt werden, aber in unserer Überflussgesellschaft essen wir einfach zu viel davon“, erläutert Hunger.

Petit Fours

Finger weg: Törtchen sollten beim Meeting die Ausnahme sein.

Kraftvoll statt keksmüde und saftschlapp: „Die berüchtigten Sitzungskekse machen hundertprozentig müde“, betont der Ernährungsberater. „Denn süße Sachen und Kohlenhydrate fördern den Insulinausstoß – und das ist der Gegenspieler vom Wachmacher Adrenalin. Daher kommt auch das bekannte Mittagstief – zum Beispiel nach einen großen Teller Nudeln.“ Ein weiterer häufiger Fehler seien Fruchtsäfte: „Sehr oft stehen in den Tagungsräumen Batterien kleiner Fruchtsaftflaschen“, beobachtet Hunger. Der darin enthaltene Fruchtzucker werde von der Leber jedoch bevorzugt zu Fetten umgebaut, sagt er. „Deshalb sollten maximal 200 Milliliter Fruchtsaft während eines Meetings getrunken werden. Bei allem, was darüber hinausgeht, bestehen gute Chancen, dass es zu Fett wird. Wer sich also während seiner Sitzungen von Saft ernährt, stockt nur seine Fettdepots auf.“ Andererseits lieferten die Säfte Mineralstoffe, Kalium. Deshalb sei gegen eine Apfelsaftschorle zwischendurch nichts einzuwenden. Diese sollte aber zu mindestens 50 Prozent aus Wasser bestehen. „Wasser als Konferenzgetränk ist eh das beste“, meint Hunger.

Irrtum „Brainfood“: Wer hofft, sich mit Obst und Gemüse mal eben zwischendurch das Gehirn zu tunen, den muss Hunger aber enttäuschen. „Das Brainfood-Gerede ist Quatsch. So wären von angeblichem Superobst acht bis zehn Kilogramm zu verzehren. Erst dann können genügend Wirkstoffe zum Beispiel für entzündungshemmende Effekte aufgenommen werden. Es gibt keine Lebensmittel, die direkt auf den Kopf wirken – außer vielleicht Kaffee. Gut sind außerdem schwarzer und grüner Tee. Deshalb ist eine Kaffee- und Teebar mit verschiedenen Sorten – möglichst nicht aromatisiert – eine gute Idee.“ Zum Kaffee könne man zudem ein Glas Wasser reichen. „Gern kann es ebenso Milchkaffee sein – natürlich ohne Zucker. Espresso empfehle ich eher nicht, denn bei starkem Espresso besteht die Gefahr, sich zu viel zuzumuten, den Magen zu reizen und danach in ein Unterzuckerungstief zu geraten.“

Johannes Hungers Tipps für gesunde Meeting-Snacks:
Low-Carb-Speisen – großer Gemüseanteil und Fisch, Fleisch, Eier, Milchprodukte

Gemischte Salate – mit Feta, Mozarella, gekochten Eiern
Käsehäppchen – Zahnstocher mit Käsestückchen und Oliven
Gemüsesticks – mit Quarkdips oder Kräuterquark, gern mit kleinem Safranzweig darauf
Obst – am besten in handlichen Häppchen mit Spießchen – ob Trauben, Beeren oder Bananen (aber Achtung: zu viel Obst kann Blähungen verursachen)
Weiderind und Wild – statt Schweinelende auf einem warmen Buffet, es geht aber auch mal eine „ehrliche“ Rostbratwurst direkt vom Grill
Wenig Brot – zum Beispiel Eiweißbrötchen
Beef Jerky – Trockenfleisch statt Knabbergebäck
Nüsse zum Knabbern – dürfen gern gesalzen sein, aber nicht im Teig- oder Schokomantel
Trockenfrüchte – in Maßen, wirken in zu hoher Menge abführend
Kohlenhydratfreie Cracker – sind der Trend der kommenden Jahre
Wasser ist das Getränk der Wahl – auch frisch aus der Leitung. Wer mag, peppt es mit Minzblättern auf. Von Zitronenscheiben ist abzuraten, da die Säure den Zahnschmelz angreift.

Nicht permanent essen: Bei jedem Meeting über 90 Minuten sollten auf jeden Fall Snacks oder kleine Mahlzeiten für die Teilnehmer vorbereitet werden, empfiehlt Hunger. „Am besten nicht permanent auf dem Tisch stehen lassen, damit nicht aus Langeweile oder Anspannung gegessen wird. Eher eine Pause machen – und die Möglichkeit geben, anschließend ein Schälchen mit Gemüsesticks oder anderes Fingerfood mit in den Sitzungsraum zu nehmen“, rät er. „Eine andere Variante ist, das Essen drei bis vier Meter vom Konferenztisch entfernt aufzustellen – dann müssen alle, die sich bedienen wollen, aufstehen.“ Getränke allerdings sollten während des gesamten Treffens ständig und in Reichweite verfügbar sein.

 

 

 



Ähnliche Beiträge

Softe Farben und Snackgärten
Floriga 2017 (Foto: C. Günzel).

Startschuss für den Frühling auf der Floriga: Ein Meer aus sattem Grün und strahlenden Blüten von Weiß bis Bunt, von pastelligem Rosé bis Erdbeer-Sahne. Was im Frühjahr auf ostdeutschen Beeten weiterlesen

Das Gesetz des Fischers – Porträt Artur Fischers

Geniale Ideen sind einfach und kommen aus der Seele: Das ist das Fischer-Gesetz. Anstand zählt, Betrüger werden nie wirklich Großes erreichen: So lautet Paragraph 2. Nur "aus Anstand" ersann Artur Fischer weiterlesen

QR-Codes auf Visitenkarten?
QR Code

Tolles Feature, eher nervig oder so lala - warum der Einsatz von QR-Codes auf Visitenkarten durchdacht sein will und warum am besten ein Konzept dahintersteckt. Die QR-Code-Quadrate mit dem charakteristischen weiterlesen

Sanitätshaus: Starke Marke?
Sanitätshaus. Foto: C. Günzel

Attraktiv, schlagkräftig, wahrnehmungsstark: Wie können Sanitätshäuser eine eigene, individuelle Dienstleistungsmarke aufbauen, die es mit den Produktmarken der großen Hersteller aufnehmen kann? Sichtbar werden:  "Die Betriebe müssen hinter all den Produktmarken weiterlesen